Die seit November 2021 geplante Trainingswoche, konnte dank gelockerten Coronamassnahmen, wie vorgesehen durchgeführt werden. Zu sechst wollen wir nun auf abwechslungsreichen Touren die Insel Mallorca erkunden und dabei unsere Fitness in Form bringen. Das Schweizer-Wetter anfangs April war so schlecht, dass uns die Aussicht auf etwas wärmere Temperaturen und sonnige Tage zuversichtlich stimmten.
Der Abflug am Samstag, 2. April 2022 verzögerte sich dann schon mal, das Flugzeug musste enteist werden. So kamen wir dann am Nachmittag in Mallorca an, wo wir im Hotel Occidental Playa de Palma unsere Zimmer bezogen. Um 16 Uhr konnten wir dann die Miet-Rennvelos entgegen nehmen. Das gute Wetter lockt uns noch auf eine 63 km lange Ausfahrt, bei der wir der untergehenden Sonne entgegen fahren. Dies sollte dann für die kommenden Tage aber auch der letzte Sonnenschein gewesen sein.
Der Sonntag, trüb, kalt und windig. In den Bergen Mallorcas hatte es bis auf 800 Meter geschneit, teilweise gingen Graupel- und Hagelschauer nieder. Also ja nicht in den Norden sondern Richtung Südwesten. Bei strengen Gegenwind mühten wir uns die ersten 73 km bis zur Kaffeepause in Felantix ab. Anschliessend ging es auf den Sant Salvador, bei sieben Kilometern bis zum Gipfel wurde der Körper wieder warm. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es wieder runter und über Llucmajor wieder nach Playa de Palma. Zu dieser 130 km Tour hatten wir unsere wärmsten Kleider angezogen, dass sollte in den kommenden Tagen zum Standard werden.
Montag, leider ist das Wetter unverändert. Wir entscheiden uns für eine ca. 72 km lange Tour, mit dem Ziel Orient/Col d’Honor. Auch hier müssen wir uns bei einer Kaffeepause wieder etwas aufwärmen. Der Rückweg führt uns dann durch Palma, den Hauptort der Insel. Gemütlich geht’s entlang des Strand-Radweges nach Playa de Palma. Am Abend wird das Wetter beobachtet und entsprechend die nächste Tour vorbereitet.
Dienstag, unsere vierte Ausfahrt führt uns wieder in den Südwesten der Insel. Mit ordentlich Gegenwind (Böen bis 55 km/h waren angesagt) geht’s Richtung Ca’n Marcial. Teilweise mit 15 jungen Velodamen im Windschatten treten wir ordentlich in die Pedale… man ist ja Gentleman. Entlang der Küste und auf dem Weg nach Campos und Porreres werden die ersten Verwünschungen gegenüber dem Gegenwind ausgesprochen. Dieser kommt leicht seitlich, Windschattenfahren wird da schwieriger (Belgischer Kreisel). Ab Montuiri scheint dann aber die Sonne und der Wind hilft und bei der Steigung nach Randa. Von da geht’s dann auf den Puig de Randa, wo die weithin sichtbare Antenne (Kugel) steht. Endlich Kaffeepause im Klosterrestaurant, während sich das Wetter wieder verschlechtert und sich wieder Wolken vor die Sonne schieben, machen wir uns auf die letzten 30 km, die mit einer Abfahrt bis nach Llucmajor losgeht. Von da an werden die letzten 20 km gebolzt bis wir wieder in Playa de Palma sind. Das waren dann wieder 120 km. Beim Abendessen setzt dann der Regen ein, laut Prognose hält dieser am Mittwoch noch an.
Mittwoch, der Regentag ist der Anlass, mal was anderes zu unternehmen. Gemütlich Frühstücken, Relaxen oder Shopping. Zu viert unternehmen wir einen Besuch im Fashion Outlet, wo Markenware sehr günstig angepriesen wird. Der eine oder andere deckt sich auch mit Mitbringsel für zu Hause ein. Doch was wäre ein Tag ohne Trainingsfahrt? Nach dem Mittag hört der Regen auf, die Strassen werden auch langsam trocken, also liegt da noch eine zweistündige Fahrt vor den Nachtessen drin. Auf einer 60 km Tour fahren wir auf bekannten Strassen und erkunden auch noch alternative Routen. Marco, der erst zögerte, machte sich alleine auf den Weg nach Randa und knallte dort nochmal den Berg hinauf.. bam,bam. Wer ihn kennt, kann sich das ja in etwa vorstellen.
Donnerstag, der vom Wetter her beste Tag steht uns bevor. 125 km mit 1400 Höhenmeter sind angesagt. Über Palma geht es über den Col de Sa Creu von dort nach Clavia und anschliessend über Galilea-Pass nach es Pont. Bei dieser Abfahrt mussten wir dann leider auch einen Sturz eines Teilnehmers verzeichnen. Die Schürfungen und Prellungen könnten aber versorgt werden und es ging nach einer Kaffeepause weiter. Über den Pass Es Grau führte uns der Weg nach Esporles. Über Santa Maria del Cami ging es zum letzten Anstieg wieder hinauf nach Randa. Von dort aus wieder über den bekannten Weg nach Llucmajor und Playa de Palma. Noch an der Strandpromendade hiess es dann anhalten zum Weissbier, dieses hatten wir uns redlich verdient.
Freitag, letzte und längste Tour über 155 km. Quer über die Insel führt uns der Weg heute nach Port de Polenca, wo wir nach knapp 75 km ankommen. Das Wetter hier im Nordosten der Insel ist sonnig und warm, im Vergleich zu dem, was wir schon erlebten. Noch knapp 20 km und wir wären am Cap de Formentor, darauf verzichten wir aber, denn wir müssen heute noch zeitig unsere Fahrräder abgeben. Also Kaffee getrunken, Wasser aufgefüllt, Gummibären in die Trikottasche und los geht’s auf den Rückweg. Auf diesen 80 km lernen wir den Gegenwind von seiner unbarmherzigen Seite kennen. Mal mit starken Böen, Seitenwind oder einfach nur voll ins Gesicht, da packt der Wind das ganze Repertoire aus. Der Schlussanstieg nach dem mittler weilen bekannten Randa schmerzt dann gar nicht mehr so sehr. Letzte Abfahrt nach Llucmajor, keiner traut sich mehr zu sprinten, der Wind hat uns bald die letzten Reserven gekostet. Dann noch vorsichtig Richtung Playa de Palma, es geht noch was… mit 40, 50 km/h geht’s nochmals auf die wellige Ebene. Nicht alle können die letzten Kilometer geniessen, ein Kettenabwurf beim Sprint stoppt Marco, leider nicht der erste in dieser Woche.
Gleich nach der Tour bringen wir unsere Cube Rennvelos zur Hürzeler Velovermietung zurück. Nach über 700 km müssen diese nun gewartet werden, das eine oder andere knirscht und knarrt schon recht. Im Grossen und Ganzen haben diese Karbonrenner mit Scheibenbremsen und Ultegra-Komponenten einen guten Eindruck hinterlassen. Für 180 Euro (plus 20 Euro Versicherung) sicher eine gute Variante, anstelle sein eigenes Bike mit dem Flieger mit zu nehmen. Es stehen auch kostengünstigere Fahrräder zur Verfügung, ein Level höher wäre noch das Bike mit der elektronischen Di2 Schaltung.Die Unterbringung im Hotel Occidental Playa war gut. Leider hat die Verpflegung seit dem letzten Besuch vor Corona etwas gelitten. Das grosse Frühstücksbuffet war tadellos, beim Abendessen war es so, dass wir ab dem vierten Tag auf die umliegende Gastronomie ausgewichen sind.
Dem Organisator, Dani Bachmann danken wir für seine Arbeit, denn diese Trainingswoche, trotz den damaligen Coronabeschränkungen, in die Wege zu leiten, war sicher nicht einfach. Vom Flug über die Hotelreservation und dem Organisieren der Fahrrädern hat er alles bis ins Detail vorbereitet. Auch die nötigen Informationen zur Einreise waren schnell verfügbar. Für seine Dienste danken wir an dieser Stelle nochmals bestens.
Die Teilnehmer und wie ich sie nenne würde:
Dani Bachmann, Grande organizador, mit immer anständig Zug auf der Kette
Martin Strebel, Windschatten wie ein Wandschrank! Anfahrer für die «Junior-Sprinter»
Domique Guignard, unbeugsamer Dauerrenner und Berg-Gspänli von Marco
Marco Stocker, unberechenbarer Powerfahrer, der am Berg und im Sprint auch mal Bäm, Bäm gibt
Sämi Omlin, wenn der Malboro-Mann kein Pferd hätte… dann ein Fahrrad, Freiheit ist, das zu tun, was einem gefällt.
Günter Breschan, alias Jorge Tornado, keiner hasst den Gegenwind mehr.